Tausendsassa-Gutachter Fritz Kleiner nimmt sich am Dienstag Auer-Welsbach vor und am Mittwoch Kulterer & Co.
Bevor er am Donnerstag auf Urlaub in den Süden fliegt, hat der steirische Wirtschaftsprüfer Fritz Kleiner in Kärnten noch alle Hände voll zu tun: Am Mittwoch hat der Profi-Gerichtsgutachter seinen großen Finalauftritt im Hypo-Prozess am Landesgericht Klagenfurt um die Swap-Verluste 2004. Per Powerpoint-Präsentation will Kleiner sein Gutachten zum Vorwurf der Bilanzfälschung gegen die damaligen Vorstände Wolfgang Kulterer, Günther Striedinger und Thomas Morgl untermauern. Der souverän straff agierende Richter Christian Liebhauser-Karl könnte das Urteil noch am selben Tag zu später Stunde fällen: ein Nacht-Urteil für Kulterer & Co.
Anklage ausgedehnt. Seit der Aussage der ehemaligen Buchhalterin, Kulterer habe sie 2006 zur Vordatierung eines Berichtes über die Swap-Bilanzierung auf 2005 veranlasst, ist die Anklage gegen Kulterer auf Verwendung eines falschen Beweismittels ausgedehnt. Der Paukenschlag hat Kulterers Verteidigungslinie, dass man eine vorsätzliche Bilanzfälschung oder -verschleierung sicher nicht nachweisen könne, erschüttert. Er hat jedenfalls schlechtere Karten, als seine Mitangeklagten. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Strafrahmen. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, beträgt der Strafrahmen bis zu einem Jahr, wobei auch teilbedingte Haft- und Geldstrafen möglich wären. Bei Freispruch will Staatsanwältin Carmen Riesinger in jedem Fall berufen, bei einer Verurteilung rufen die Angeklagten das Höchstgericht an - es sei denn, es gäbe überraschende Geständnisse.
Zwei Prozesse, ein Gutachter. Vor Gericht wird in jedem Fall auch die Affäre um die AvW Gruppe in Krumpendorf landen. Der Ex-Prokurist Harald K. sitzt nach einer Anzeige der AvW in Untersuchungshaft. Inzwischen wird auch gegen die Vorstände der AvW ermittelt. Gerichtsgutachter auch hier: Fritz Kleiner. In der Vorwoche haben er und die Staatsanwaltschaft bei einer freiwilligen Nachsuche in der AvW-Zentrale Daten sichergestellt. Für Dienstag ist die Einvernahme von Firmenchef Wolfgang Auer-Welsbach vorgesehen. Auch hier gilt für alle beteiligten Personen die Unschuldsvermutung.
Chat im Netz. Die Anwälte von Auer-Welsbach, Franz Grossmann und Christian Hausmaninger, bereiten in der Zwischenzeit eine erweiterte Sachverhaltsdarstellung des AvW-Vorstandes gegen den inhaftierten Prokuristen vor. Ihm werden unautorisierte Geschäfte mit Banken vorgeworfen. Die Vorwürfe untermauern sollen Protokolle von Inter-Chats über Bloomberg, die der Staatsanwaltschaft vorliegen und die sich abenteuerlich lesen. "Alles im Griff?", fragt ein Partner bei einem Finanzdienstleister, über den Geschäfte liefen. "Net wirklich. Der Chef trifft sich heute mit . . . Ich bin erledigt . . . der kann jedes Ticket, das ich mit euch gemacht habe, einklagen . . .", so K.
"Kriminelles Syndikat"."Hier arbeitete ein kriminelles Syndikat von mehreren Personen zusammen, die meine Firma geschädigt haben." Das Gutachten eines Wiener Finanzexperten war bereits für Freitag erwartet worden, als dieser plötzlich abgängig war, ehe ihn eine Sekretärin leblos in seiner Wohnung fand. In der Zwischenzeit erholt er sich dem Vernehmen nach von einem Kreislaufkollaps.
Nicht Null. Den Zahlungs-Kollaps für die AvW-Genussschein-Papiere, auf denen die Anleger setzt, sitzen, schiebt Auer-Welsbach diesem "Syndikat" in die Schuhe. Vorher sei die AvW 450 Millionen Euro wert gewesen. Die Struktur von Gruppe und Genussscheinen sei 2001 "unter den Augen der Finanzmarktaufsicht" gemacht worden. Im Herbst 2009, "wenn sich die Börsen wieder erholt haben", will Auer-Welsbach Beteiligungen wie jene bei S&T, Binder oder RHI verflüssigen und "den Genussschein-Kurs wieder aufmachen". Kein Trost für Anleger, die zuletzt um 3275 Euro kauften: "Derzeit wäre der Kurs bei 800. Null ist es auf keinen Fall."
Kleine Zeitung