Donnerstag, 4. Dezember 2008
Probleme in Kärnten: BayernLB droht Desaster in Österreich
BayernLB: Gehen bald die Lichter aus? (Bild: flickr.com/manuela.martin)
Die ums Überleben kämpfende Bayerische Landesbank hat ein neues Finanzierungsproblem. Ihre mit Abstand größte und wichtigste Auslandstochter, die österreichische Hypo Group Alpe Adria, benötigt insgesamt bis zu 2 Mrd. Euro.
Bislang gibt es aber noch keine Einigung unter den Anteilseignern über ihre Finanzierungsbeiträge. Der BayernLB droht, dass sie der Bank bis zu 700 Mio. Euro zuschießen muss.
Die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) leidet unter den Folgen der Finanzmarktkrise. Eine außerordentliche Hauptversammlung der in Kärnten ansässigen Bank wurde am Dienstagabend unterbrochen. Sie soll an diesem Freitag fortgesetzt werden. "Es sind noch Fragen zu klären", sagte eine HGAA-Sprecherin. Vom Gesamtbedarf über 2 Mrd. Euro sollen rund 1,3 Mrd. vom Hilfspaket des österreichischen Staates kommen. Die restlichen 700 Mio. Euro wollten die Eigentümer übernehmen. Das Land Kärnten weigert sich jedoch als Minderheitsaktionär, Geld in die BayernLB-Tochter einzubringen.
Damit könnte die erst im Sommer 2007 für 1,65 Mrd. Euro vom Land Kärnten mehrheitlich erworbene Bank zu einer weiteren Großbelastung für die BayernLB werden. Mit gut 7000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 38 Mrd. Euro ist die HGAA die sechstgrößte Bank Österreichs. Der Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit liegt in den Ländern des Balkans, wo die Risiken aus Kreditgeschäften zuletzt stark gestiegen sind.
Die BayernLB selbst rutscht immer tiefer in die Verlustzone. Den am Mittwoch vorgelegten Zahlen zufolge häufte die Bank von Januar bis September 1,74 Mrd. Euro Verlust vor Steuern bei einer Bilanzsumme von 426,2 Mrd. Euro an. Allein im Finanzergebnis entstand ein Minus von 1,18 Mrd. Euro.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte die Lage der BayernLB bereits als "sehr, sehr ernst" bezeichnet. Das Land Bayern will allein 10 Mrd. Euro frisches Kapital in die Bank pumpen. Die BayernLB wird damit künftig fast vollständig dem Land gehören. Bisher waren die bayerischen Sparkassen mit 50 Prozent beteiligt. Sie wollten das Risiko weiterer Einzahlungen aber nicht mehr übernehmen. Seehofer entschuldigte sich am Mittwoch im bayerischen Landtag für das Milliardendebakel. Es habe bei der BayernLB in der Vergangenheit Fehleinschätzungen der Bank und der Landesregierung gegeben. "Ich möchte mich im Namen der gesamten Staatsregierung entschuldigen", erklärte Seehofer in seiner ersten Regierungserklärung. Auch die bayerischen Sparkassen entschuldigten sich.
Quelle: ftd.de