Mittwoch, 3. Dezember 2008

Jeder zweite Hedge-Fund dürfte untergehen


Bild: flickr.com/cathleenritt

Jahresverlust von desaströsen 19 Prozent
Hedge-Funds haben bis dato ein desaströses Jahr 2008 hinter sich, das wohl als das schlechteste Jahr überhaupt in Erinnerung bleiben wird. Bis Ende Oktober fiel der HFR-Index für Dach-Hedge-Funds um sage und schreibe 18,7%. Das ist zwar immer noch besser als der Weltaktienindex, der, in Dollars gerechnet, um 36,4% abstürzte. Doch für die Hedge-Funds-Branche, die ihren Kunden über Jahre vollmundig absolut gesehen stets positive Renditen versprach, ist die Performance eine absolute Katastrophe. Und die Krise ist längst noch nicht ausgestanden.

Es kämen noch sehr schwierige Monate auf die Branche zu, meinte Thomas Della Casa, Leiter des Research beim Hedge-Funds-Anbieter Man Investments , am Dienstag bei einem Anlass in Zürich. Er rechnet mit einer massiven Marktbereinigung unter den Hedge-Funds. Von den in der Spitze rund 10 000 existierenden Funds würden nur etwa die Hälfte überleben, schätzt Della Casa. Allein 5000 Hedge-Funds würden verwaltete Vermögen von weniger als 100 Mio. $ aufweisen. Derartige Summen seien als Basis für das Überleben in der derzeitigen Situation schwierig. Im Zuge der Redimensionierung könnte auch das weltweit verwaltete Vermögen in der Branche unter 1 Bio. $ sinken. Derzeit sind es gemäss Schätzungen 1,6 Bio. $, in der Spitze waren es je nach Datenanbieter etwa 1,8 Bio. bis 2,2 Bio. $. Auch für den Schweizer Markt für Funds-of-Hedge-Funds rechnet der Vertreter von Man Investments mit einer erheblichen Marktbereinigung. Es stünden ebenfalls die Hälfte der Produkte zur Disposition.

Die miserable Performance hat Folgen. Zum einen ziehen Anleger erheblich Geld aus der Branche ab. In durchschnittlichen Jahren beträgt die Quote gemäss Della Casa rund 3% bis 5%. Derzeit gebe es durchaus passable Anbieter von Dach-Hedge-Funds, die Abflüsse von 25% bis 30% verkraften müssten. Zum anderen kommen die Gebühren unter Druck. Die Krise könnte zu tieferen Gebühren und anderen Gebührenstrukturen führen. Darüber hinaus dürfte der starke Hebeleinsatz mit Hilfe von Krediten und Derivaten zur Steigerung der Performance vorerst der Vergangenheit angehören. Der Leverage habe, über die gesamte Branche gesehen, Mitte 2007 bei 1,7 gelegen und sei nun auf etwa 1,3 gesunken, erklärt Della Casa mit Verweis auf eine Statistik des Internationalen Währungsfonds. Manche Strategien würden überhaupt keine Hebeleffekte mehr nutzen. Die Korrektur biete jedoch naturgemäss auch neue Anlagechancen, vor allem bei den computerbasierten Trendfolge-Programmen und globalen makroökonomischen Themen. Da manche Hedge-Funds gegenwärtig bis zu 50% Cash halten, sind diese für Einstiegschancen gerüstet.

Quelle: nzz