Sonntag, 4. Januar 2009

Sprachkünstler: Gert Jonke tot

Von Krankheit gezeichnet: Schriftsteller Gert Jonke (c) apa






Bestürzung unter AutorInnenkollegen. Jelinek: "Er konnte aus zwei, drei notierten Worten ein ganzes Universum entstehen lassen." Mayröcker: "Ich winke ihm nach".

Tiefe Bestürzung löste der Tod Gert Jonkes bei Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek aus, die ihren Kollegen in einer Reaktion gegenüber der Austria Presse Agentur würdigte: "Ein großer Sprachkünstler, einer der größten. Er hat mit der Sprache gespielt wie ein Kind mit Seifenblasen, aber es war keine Luft in den Blasen, da war ein sehr raffiniertes und genaues Denken drinnen, und Kind war er auch keins, auch wenn er immer diese kindliche Freude an der Sprache gehabt hat", so Jelinek.



Genialer Vorleser
"Er konnte aus zwei, drei notierten Worten ein ganzes Universum entstehen lassen. Wie ein großer Jazzmusiker, der aus einem kleinen Thema eine raffiniert sich verzweigende Improvisation zu Stande bringen kann. Und er war ein genialer Vorleser seiner Texte (übrigens auch fremder Texte!)", schreibt Jelinek.

Friederike Mayröcker
Als "großen Sprachkünstler und entzückenden Menschen" würdigte der Autor Robert Schindel den heute, Sonntag, verstorbenen Gert Jonke gegenüber der Austria Presse Agentur. "Es tut sehr weh, dass er so vorzeitig gegangen ist. Wir haben einen großen Dichter verloren." Friederike Mayröcker übermittelte der APA eine lyrische Reaktion auf Jonkes Tod: "Da ist mein Schmerz, er widersetzt sich: es darf nicht sein es soll nicht Wahrheit sein: er war ein Freund sein schmerzlich lächelndes Gesicht wenn ich ihn traf, ich traf zuletzt ihn in der Straße, er war in Eile, eilte fort. Dahin, der große Dichter. Ich wink ihm nach."


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Auch auf politischer Seite herrscht Trauer: ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen: "Österreich verliert mit Jonke einen bedeutenden Schriftsteller, der mit seinen Erzählungen, Romanen und Theaterstücken viele Menschen erreicht und berührt hat", so Fuhrmann. Für SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen ist Jonkes Werk "eine Bereicherung der österreichischen Theaterszene, seine Sprachexperimente haben stets neue Maßstäbe gesetzt."

Quelle: kleinezeitung.at