Mittwoch, 3. Dezember 2008
Verzockt: Milliardär Merckle sucht Ausweg für sein Imperium
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Der Eigentümer von Unternehmen wie Ratiopharm oder HeidelbergCement verhandelt mit 30 Banken. Merckle verzeichnete massive Verluste im Wertpapiergeschäft und bei Spekulationen auf fallende Kurse der VW-Aktie.
Der deutsche Unternehmer und Milliardär Adolf Merckle kämpft mit den Banken fieberhaft um einen Ausweg für sein Firmenimperium (ratiopharm, HeidelbergCement) aus der Finanzmisere. Ein Ende der Kreditverhandlungen sei derzeit nicht in Sicht, sagte eine Merckle-Sprecherin am frühen Mittwochmorgen in Ulm. Es werde weiter um eine Einigung gerungen. Ursprünglich sollte ein Stillhalteabkommen zwischen Merckle und rund 30 Banken am Dienstag um 24.00 Uhr ablaufen.
Die Familie Merckle bot bei den Gesprächen eigenen Angaben zufolge auch an, für eine Verlängerung der Kreditlinie "erhebliche Sicherheiten" und Einlagen aus ihrem privaten Vermögen einzubringen. Wegen massiver Verluste im Wertpapiergeschäft und bei Spekulationen auf fallende Kurse der VW-Aktie sei bei Merckles Vermögensverwaltung VEM ein Liquiditätsengpass entstanden. Dieser könne kurzfristig nur durch die Mitwirkung der Geldhäuser ausgeglichen werden, hatte Merckle mitgeteilt. In Bankenkreisen wird der Finanzierungsbedarf Merckles auf 700 Millionen bis 1 Milliarde Euro geschätzt.
Verkauf von Ratiopharm?
Das Geld des Milliardärs steckt nach früheren Informationen aus Finanzkreisen überwiegend in seinen Beteiligungen, so dass er wohl mindestens eine davon verkaufen muss, um die Bankenforderungen bedienen zu können. Bereits seit Wochen gibt es in diesem Zusammenhang Spekulationen über einen möglichen Verkauf des Ulmer Generika-Herstellers ratiopharm. Nach Angaben der Muttergesellschaft VEM fordern mehrere Banken den Verkauf des Unternehmens, damit der Merckle-Gruppe neue Gelder zufließen.
Dass dies noch in diesem Jahr gelingt, gilt in Finanzkreisen wegen der Finanzkrise aber als eher unwahrscheinlich. Außerdem werde ein alleiniger Verkauf von ratiopharm die Finanzprobleme wohl nicht lösen können, hieß es. Zuletzt wurde für das Herzstück des Merckle-Imperiums ein möglicher Verkaufserlös von 3 bis 3,5 Milliarden Euro gehandelt.
Gläubigerbanken drehten den Geldhahn zu
Hintergrund für die Probleme bei der VEM sind Angaben Merckles zufolge Kapitalerhöhungen vor allem bei HeidelbergCement, die teilweise mit Krediten finanziert wurden. "Als Sicherheiten für diese Kredite wurden Aktien hinterlegt." Durch die Finanzkrise sei deren Wert abgestürzt. Zudem habe Merckle mit Spekulationen auf fallende Kurse der Volkswagen-Aktie einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren.
Die Gläubigerbanken drehten den Geldhahn zu. Das Land Baden-Württemberg lehnte eine Bürgschaft für den Milliardär ab. Die Merckle-Gruppe mit etwa 100 000 Mitarbeitern macht jährlich insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz.
Quelle: Die Presse/apa