Freitag, 5. Dezember 2008
Kongressanhörung: GM und Chrysler bieten Nothochzeit an
Bild: flickr.com/caucas
Sie zogen vor den Senat und bettelten um Milliarden: Nun nehmen die Sanierungspläne der Großen Drei Gestalt an. General Motors und Chrysler könnten sogar gemeinsam das Heil suchen. Experten vermuten zudem, dass die Autobauer deutlich mehr Geld brauchen als die beantragten 34 Mrd. $.
Man würde dem Zusammenschluss mit GM zustimmen, wenn man im Gegenzug staatliche Finanzhilfen bekomme, sagte Chrysler-Chef Robert Nardelli am Donnerstag in der Anhörung vor dem Kongress in Washington. GM-Chef Rick Wagoner sagte, durch eine Übernahme seien "signifikante Kosteneinsparungen" zu erzielen. Nardelli bezifferte das Einsparpotenzial auf 8 bis 10 Mrd. $ und kündigte an, im Fall einer Fusion seinen Hut zu nehmen.
Zuvor hatte der republikanische Senator Robert Bennett mitgeteilt, eine Hochzeit der beiden Unternehmen sei sinnvoll. Beide Unternehmen hatten im September und Oktober über einen Zusammenschluss gesprochen. Ende Oktober seien die Pläne wegen Finanzierungsengpässen auf Eis gelegt worden, sagte Wagoner. Die Gewerkschaften sprachen sich in der Anhörung gegen eine Fusion aus. Er glaube nicht an hohe Einsparpotenziale und rechne mit massiven Stellenstreichungen, sagte Ron Gettelfinger, Chef der Gewerkschaft UAW. Chrysler solle Allianzen eingehen statt sich einem anderen Konzern anzuschließen, sagte Gettelfinger.
Die Chefs von GM, Chrysler und Ford baten den Kongress um Finanzhilfen von bis zu 34 Mrd. $. GM und Chrysler stehen nach eigenen Angaben ohne Finanzspritzen bis Jahresende vor dem Aus. Vor zwei Wochen ließ der Kongress die Firmenchefs abblitzen, da sie in den Augen der Abgeordneten keine geeigneten Sanierungskonzepte vorgelegt hatten.
Nach Ansicht eines Experten brauchen die US-Autobauer jedoch deutlich mehr Geld als sie beim Kongress beantragt haben. Angesichts der vorhergesagten Verkaufsrückgänge bräuchte die Autobranche 75 bis 125 Mrd. $, sagte Moody's Chefvolkswirt Mark Zandi in der möglicherweise entscheidenden Kongressanhörung am Donnerstag. Es gebe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Hersteller zu einem späteren Zeitpunkt um weitere Hilfen bitten würden, sagte der Experte.
Gleichwohl hätte das Aus eines Herstellers aus Detroit "katastrophale Auswirkungen für die Wirtschaft", sagte Zandi weiter. "Sollte einer der 'Großen Drei' aus Detroit untergehen, würde eine große Zahl an Zulieferern mit untergehen", warnte auch Keith Wandell, der Chef der Zulieferers Johnson Controls, in der Anhörung.
Quelle: ftd.de